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Auf, auf zum Forum! (A Funny Thing Happened on the Way to the Forum)

Musical


Musik und Songtexte von Stephen Sondheim
Buch von Burt Shevelove und Larry Gelbart
nach Plautus Komödie "Miles Gloriosus" und "Pseudolus"
Deutsche Übersetzung von Rainer Brandt und Mark Leman

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 24. Februar 1972
Reichskabarett, Berlin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Dirk Schortemeier
  • Regie: Paul Vasil
  • Regie-Mitarbeit: Sabine Fromm / Heinz Arens / Jürgen Brandt
  • Ausstattung: Heinz Balthes
  • Choreographie: Jörg Schmalz
  • Technische Leitung: Rolf Heyden

 

Besetzung:  

  • Pseudolus: Joachim Kemmer
  • Philia / Prologus: Ortrud Beginnen
  • Chor und Ballett: Hildegard Wensch
  • Domina: Helmut Hildebrand
  • Hysterium: Horst Gentzen / Martin Rosen
  • Hero: Ronald G. Nitschke
  • Lycus: Horst Hans Jochmann
  • Erronius: Walter Gottschow
  • Miles Gloriosus: Lothar Becher
  • Sklaven / Bürger / Eunuchen /  usw.: Heinz Arens
  • an zwei Klavieren: Dirk Schortemeier / Horst Jankowiak

 

  

Premierenchronik

USA UA 8. Mai 1962 Alvin Theatre, New York
GB EA 3. Oktober 1963 Strand Theatre, London
D Dspr. EA 24. Februar 1972 Reichskabarett, Berlin
A EA 2. Oktober 1987 Kabarett Simpl, Wien

 

Anmerkung: Die österreichische Erstaufführung fand in der Bearbeitung und Übersetzung von "Simpl"-Leiter Martin Flossmann statt.

 

Inhaltsangabe


"Männliche Jungfrau Hero zieht es sehnsüchtig zu weiblicher Jungfrau Philia, welche widriger Umstände wegen sozusagen über ein einschlägiges Versandhaus ungesehen verkauft wurde; Heros gockelnder Papa Senex zieht es mächtig zur nämlichen jungen Dame, als die sich dann auch noch seine vernachlässigte Gattin der erotischen Hoffnung halber verkleidet [...], und ebenso geht es, der Intrigen-Ablenkung halber, einem der Sklaven. Verblüffend war, daß keine Ungenauigkeit passierte, als die echte und die zwei nachgemachten Philias, aufgescheucht wie die Hühner in Legenot, um die winzige Bühne herumflüchteten, immerfort vor den ebenso verstöret aus der Toga blickenden Anbetern und sonstigem Römervolk Versteck spielten. Das war aber schon fast der Schluß, die Peripetie, die den nicht ganz selbstlosen und immer haarsträubend außer Rand und Band geratenen Finten des superschlauen Sklaven Pseudolus und seines etwas doofen Kumpans zu danken war."

Karen Niehoff: Rom in Wilmersdorf. "Reichskabarett" spielt Theater: "Auf auf zum Forum". In: Der Tagesspiegel, 24. Februar 1972

 

 

 

Kritiken

 
"Ohne Anlauf springt das Stück knatternd in die volle Aktion, den Wirbel der Verwechslungen, der schier ausweglosen Situationen, durch die es sich immer wieder fröhliche Breschen schlägt - singend, tanzend, mit unzimperlichem Humor. Die Mechanik ist ebenso simpel wie ausgekocht. Jeder wird mit jedem verwechselt, daß einem am Ende der Kopf schwirrt. [...] Vasil wirbelt sie alle durcheinander, bringt sie auf Trab zu den Melodien, die Dirk Schortemeier aus dem Piano herausschlägt. Jörg Schmalz sorgt für die witzigen Tänze und Heinz Balthes für eine Ausstattung, die an Überraschungen nicht spart.

Der große Jux ist in Gang. Die Lust am Theater, so häufig von den großen Bühnen vertrieben, wird wieder eingesetzt in ihr Recht. Die Eintracht zwischen Darstellern und Publikum ist vollkommen - und das ohne Abstrich an Intelligenz. Denn Vasil und seine Mannen nehmen das Stück, das sie spielen, fröhlich auf die Schippe. Indem sie belustigen, machen sie sich gleichzeitig immer auch über das Stück lustig. Aus dem alten Rom hebeln sie es hinüber in die Zeitlosigkeit der Revue, die mit Federn und Fummeln nicht spart und auch nicht mit erloschenen großen Gesten und dem Schick der Tangoschritte von einst."

Klaus Geitel: Ein großer Jux ist im Gang. Erfreuliche Metamorphose des Berliner Reichskabaretts. In: Die Welt, 24. Februar 1972.

 

"Für Vasil ist die Handlung kaum viel mehr als ein prächtiger Anlaß, entfesseltes Theater zu machen. Ortrud Beginnen als Philia, eine Komikerin der Sonderklasse, erklärt einleitend Sinn und Unsinn des Musicals und die Funktionen der Mitspieler und Requisieten und dann häuft Vasil Gag auf Gag. Die lyrischen Szenen werden mit Hilfe einer Seifenblasenmaschine vom naiven in parodierten Kitsch gewendet. Der Hauptmann Gloriosus bahnt sich auf einem Esel den Weg durchs Publikum zur Bühne und zum Schluß gibt es noch ein kleines Wasserballett.

Vasil bringt es sogar fertig, Defekte in Qualität umzuhexen: diejenigen seiner Spieler, die nicht singen können, geben vor, Musicalspieler zu parodieren, die ebenfalls nicht singen können. Das Ballett und den Chor vertrat im Alleingang Hildegard Wensch. [...] Was im Reichskabarett in Szenen geht, ist die Persiflage eines Musicals, das die Plautus-Komödien ('Miles Gloriosus', 'Pseudolus') persifliert, die ihrerseits wieder die Zustände im alten Rom persiflieren: Komik in der dritten Potenz."

Hellmut Kotschenreuther: Vasils irrwitzige Posse. Reichskabarett: "Auf, auf zum Forum". In: Münchener Abendzeitung, 25. Februar 1972.

 

"Es war der pure Quatsch, der holde Blödel-Schwachsinn, aber es war eine Lust zu sehen, mit wieviel Pfiff Music-Hall-Formen, Slapstick-Effekte, Revue-Trallala gagsprühend genutzt und so einfältig wie raffiniert in den irrsinnigen Nonsens-Leerlauf getrieben wurde. Wenn da Ortrud Beginnen als altrömisches Tiller-Girl mit Knutschmund und Kulleraugen ihre Unschuld besingt: 'Mein Körper kann er besitzen, aber nicht meine Seele stibitzen', dann ist so mancher dem Lachkrampf nah.

Hier wird aus der finanziellen Not eine amüsante Tugend gemacht: 'Chor und Ballett des Reichskabaretts' besteht vorwiegend aus einer fülligen Dame, der Beleuchter klettert per Strickleiter an die Decke, und der Mann am Klavier ersetzt ein ganzes Orchester. Man kann die Einfallsfülle des Regisseurs Paul Vasil und seine Lust an der ständigen Selbstparodie nur bewundern und die verjuxte Spielfreude, vor allem Joachim Kemmers und Ortrud Beginnens, die vom Vamp bis zur Hupfdohle, vom Tolpatsch bis zur Sünderin hinreißend blöd ist.  Auch wenn es manchmal von diesem intelligent-überkandidelten Niveau in den Biertisch-Klamauk abrutscht und Charleys Tante ihr römisches Unwesen treibt, sei's drum. Ein Theaterchen haut übermütig und komisch auf den Putz [...]."

Arnim Borski: Wenn's dem Esel zu bunt wird...begibt er sich ins Reichskabarett. Dort gibt's einen Mordsspaß mit "Auf, auf zum Forum!". In: BZ (Berlin), 24. Februar 1972.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "A Funny Thing Happened on the Way to the Forum". Original Cast, 1962. Angel ZDM 7 64770 2. (1xCD).
  • "A Funny Thing Happened on the Way to the Forum". Original London Cast, 1963. Angel 89060. (1xCD).
  • "A Funny Thing Happened on the Way to the Forum". Film Soundtrack, 1966. Rykodisc 10727. (1xCD).
  • "A Funny Thing Happened on the Way to the Forum". Broadway Cast, 1996. Angel 52223. (1xCD).

 

DVD / Video

  • "A Funny Thing Happened on the Way to the Forum". Verfilmung 1966 von Richard Lester. MGM Video. (1xDVD).

 

Literatur

  • Stephen Sondheim: The Collected Lyrics of Stephen Sondheim (Finishing the Hat / Look, I made a Hat). A Box Set.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Auf, auf zum Forum! (A Funny Thing Happened on the Way to the Forum)". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 9. Juni 2025.