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Die Goldenen Zwanziger - The Roaring Twenties

Musical


Musik von Fridolin Dallinger
Buch von Adolf Opel
Bühnenbearbeitung und Gesangstexte von Wilfried Steiner

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 8. April 1989
Landestheater, Linz, Österreich

  • Musikalische Leitung: Johannes Wetzler
  • Regie: Wilfried Steiner
  • Ausstattung: Brigitte Erdmann
  • Choreographie: Virgil Stanciu
  • Chöre: Ernst Dunshirn

 

Besetzung:  

  • Der alte Baron: Eugen Victor
  • Gustav, Hotelportier: Rudolf Wasserlof
  • Margot, seine Frau: Jenny Kitzesch
  • Lotte, seine Tochter: Adelheid Brandstetter
  • Alfred, deren Verlobter: Wolfgang Dosch
  • Hermann, Nachtwächter des Hotels: Albert Messany
  • Theo, Lohndiener im Hotel: Hans-Günther Müller
  • Lya, seine Freundin: Eveline Trauner
  • Sixtus von Hohenfriedberg: Daniel Pascal
  • Susanne von Fogarassy: Sylvia von Rehberg
  • Präsident Wenzel Müller-Mallnitz: Leo Selenko
  • Adele Mayer, seine Schwester: Fritzi Prager
  • Der Hoteldirektor: Erich Josef Langwiesner
  • Der Personalchef: Alois Lukac
  • Sekretärin des Direktors: Monika Grimm
  • Der alte Janko: Geza Udud
  • Detektiv: Keith Docherty
  • 2 Journalisten: Eugen Fillo / David Goodman
  • Gast: Ronald Nelem
  • Fotograf: Walter Hirt
  • Chor und Ballett des Landestheaters
  • Brucknerorchester Linz

 

 

 

Premierenchronik

A UA 8. April 1989 Landestheater, Linz

 

 

 

Inhaltsangabe


"Schauplatz ist ein Hotel in einer mittleren deutschen Stadt. Es ist die Drehscheibe der großen Welt. Gerade ist die umschwärmte Filmdiva abgereist, schon finden sich neue prominente Gäste ein; darunter der Graf Sixtus von Hohenfriedberg, die ungarische Adelige Susanne von Fogarassy, der Industrielle Wenzel Müller-Mallnitz mit seiner Schwester Adele, der Besitzerin des kostbaren Stanhope-Diamanten. Und zu den Gästen gehört auch ein Herr, der nur als 'der alte Baron' bekannt ist.

'Hier trifft sich alle Welt - Hier rollt das große Geld!' Damit den illustren Herrschaften nichts abgeht, steht ein ganzes Heer von dienstbaren Geistern zur Verfügung. Ein wichtiges, allseits geschätztes Rädchen in dieser Welt des Kommens und Gehens ist der Hotelportier Gustav. Heute ist er besonders glücklich: Er konnte seinem Freund Theo die Stelle eines Lohndieners verschaffen - und außerdem steht bei ihm zu Hause die Verlobung seiner Tochter Lotte bevor. Zwar ist ihr Verlobter Alfred zur Zeit arbeitslos, aber vielleicht läßt sich auch da was ändern...

Doch dann stürzt für Gustav die Welt ein: Ihm passiert ein Mißgeschick mit einem Koffer, der Hoteldirektor wird zufällig Zeuge - er wird nicht entlassen, aber er wird als Wärter in die Herrentoilette im Souterrain versetzt...

Für Gustav scheint sich das Blatt schließlich wieder zum Guten zu wenden, denn er ist der Finder des Stanhope-Diamanten, der im Hotel gestohlen wurde. Und dann hat es noch eine ganz eigene Bewandtnis mit dem 'Alten Baron'..."

U.S. [d.i. Dr. Ulrich Scherzer]; Inhaltsangabe aus einer Information des Landestheater Linz, 1989.

 

 

 

Kritiken

 
"Der Revuevorhang fällt, eine Plakatwand mit nationalsozialistischer Propaganda erscheint. Aufgerissene Augen, entsetzte Gesichter. Im Schlußbild versucht der geschichtliche Bezug zu retten, was die 'andere Sicht' nicht geboten hat: Die goldenen Zwanziger als Ära der Widersprüche, zwischen Glanz und Bedrohung.

Das Buch zum Musical (Adolf Opel) zeichnet Anleihen bei Friedrich Wilhelm Murnaus Film 'Der letzte Mann' (1924) und versucht, den dramatischen Bogen kräftiger zu spannen [...] Fridolin Dallinger, Jahrgang 1933, hat sich des lange schubladisierten Textbuchs angenommen und eine Verbindung von E- und U-Musik versucht, was ein leidiges Nebeneinander von Charleston, Tango, Foxtrott und leerer Operettenmusik ergab."

Peter Klimitsch: Happy-End für einen braven Ex-Portier. "Die goldenen Zwanziger" als Musical in Linz. In: Der Standard (Wien), 10. April 1989.

 

"Die goldenen Zwanziger als Ambiente und Thema zugleich: eine kontrastreiche Epoche übersteigerter sozialer Gegensätze, der Arbeitslosigkeit und der überquellenden, hektischen Lebenslust, die große Zeit der Schieber und Gauner, eine Blütezeit des Glitzergeschäftes im allmählich spürbar werdenden Schatten der aufsteigenden braunen Macht. Dieses Überangebot an verwertbarer Atmosphäre - das Stück spielt zudem in einem schicken Hotel - nützte Brigitte Erdmann für ein aufwendiges und phantasievolles Szenarium.

Hätte Adolf Opel die sentimentale Geschichte eines alternden Hotelportiers nur halbwegs so gekonnt aufbereitet und mit dem faszinierenden Background verwoben, wie es der Ausstatterin gelungen ist, müßte man nicht wieder die Schwächen eines Librettos beklagen. Da Wilfried Steiner, der zum Teil banale Gesangstexte beisteuerte, auch für die Bühnenbearbeitung und Regie zuständig war, erscheint die Verantwortung nicht immer differenziert.

[...] Nimmt man die bunte Collage aus Plakaten dieser Zeit, die den Besucher im Zuschauerraum empfängt, par pro toto auch als Leitstern für die Musik dieses Abends, so versteht man die starke Orientierung an den Schlagern und musikalischen Parolen der zwanziger Jahre, erkennt das erfolgsträchtige Lavieren zwischen übernommener, nur etwas anders adaptierter Substanz und originärem Nachempfinden, zwischen verfremdeten Zitaten (Horst Wessel Lied) und eigenem Kommentar. Die Musik hat Schmiß und Rhythmus dieser Zeit - Charleston, Tango und Foxtrott klingen , wie sie jeder kennt --, in Überleitungen und Schlußsequenzen meldet sich der preisgekrönte Symphoniker von heute zu Wort, blechgepanzert, schneidend, den Musical-Fans wenig nach dem Mund redend. Das Bruckner-Orchester musiziert hingebungsvoll unter Johannes Wetzler [...]"

Hermann Schönegger: "Die Goldenen Zwanziger": Ein bodenständiges Musical. Fridolin Dallingers Musical in Linz uraufgeführt. In: Salzburger Nachrichten, 10. April 1989.

 

"Spätestens seit Thomas Bernhards 'Heldenplatz' weiß man, daß nichts einer Uraufführung förderlicher ist als ein vorausgegangener möglichst handfester Skandal. Nun, am Tag vor der Premiere, konnte man im Frühjournal des Österreichischen Rundfunks einen hörbar erbosten Textautor vernehmen, der sich bitter über die 'Zensur' beklagte. Man habe das von ihm vorgesehene Finale verhindert und durch eine mildere Fassung ersetzt. Die sonst ohnenhin träge arbeitende Public-relations-Maschine des Landestheaters hatte diesmal (vielleicht unbeabsichtigt) volle Arbeit geleistet. Man war in den Medien! Liest man dann die so brutal abgeschlachtete Ur-Szene im Programmheft, so kann man wohl für das Publikum als auch für den Autor froh sein, daß uns diese viel zu dick aufgetragene Unappetitlichkeit erspart geblieben ist.

[...] Keine schlechte Textvorlage also, die Adolf Opel vorgelegt hat. Die Handlung wird nun leider immer wieder durch Songs unterbrochen, die dem Zuseher mit ihren penetranten Binsenweisheiten sehr bald auf die Nerven gehen. Generationen von Literaturwissenschaftern werden sich mit der Frage befassen müssen, wo die Arbeit Opels aufhört und die Wilfried Steiners begann. Letzterer hat als Regisseur wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Wenn auch die hektische, unseriöse Atmosphäre des damaligen Berlin allzusehr entschärft schien, gelangen dem erfahrenen Musical-Spezialisten immerhin gute Arrangements, treffend Charakterisierungen. 

Ein bewundernswertes Einfühlungsvermögen in diese Zeit bewies die Ausstatterin Brigitte Erdmann: hier waren Bedrohungen von ganz rechts und ganz links, Unsicherheit und Genußsucht spürbar."

Georg Höfer: Die schrecklichen Zwanziger. Welturaufführung von Fridolin Dallingers "Die Goldenen Zwanziger" in Linz. In: Oberösterreichisches Volksblatt, 10. April 1989.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Die Goldenen Zwanziger - The Roaring Twenties". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 24. Februar 2025.