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Merrily We Roll Along [Regensburg]

Musical


Musik und Songtexte von Stephen Sondheim
Text von George Furth
Nach dem Schauspiel von George Kaufman und Moss Hart 
Deutsche Übersetzung von Sabine Ruflair und Jana Mischke

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 24. Mai 2025
Theater, Regensburg, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Andreas Kowalewitz
  • Regie: Sebastian Ritschel
  • Choreographie: Gabriel Pitoni
  • Ausstattung: Barbara B. Blaschke / Sebastian Ritschel
  • Licht: Wanja Ostrower / Sebastian Ritschel

 

Besetzung:  

  • Franklin Shephard: Andreas Bieber
  • Charley Kringas: Felix Rabas
  • Mary Flynn: Friederike Bauer
  • Gussie Carnegie / Ensemble: Fabiana Locke
  • Beth Spencer / Ensemble: Nina Weiß
  • Joe Josephson / Terry / Ensemble: Alejandro Nicolás Firlei Fernández
  • K. T. / Mrs. Spencer / Ensemble: Maria Mucha
  • Meg Kincade / Dory / Ensemble: Masengu Kanyinda
  • Jerome / Ensemble: Konstantin Igl
  • Tyler / Ensemble: Teodor Pop
  • Mr. Spencer / Ensemble: Benedikt Eder
  • Scotty / Ensemble: Sophie Bareis
  • Ru / Ensemble: Julia Elena Heinrich
  • Bunker / Pfarrer / Ensemble: Ehab Eissa
  • Evelyn / Audition-Girl / Ensemble: Scarlett Pulwey
  • Dory / Fotografin / Ensemble: Monika Schweighofer
  • Frank jr.: Luca Sorrentino / Marlene Liebl
  • Pianist: Paolo Troian / Ben Weishaupt
  • Philharmonische Orchester und Statisterie des Theaters Regensburg

 

Merrily 1

Andreas Bieber als Franklin Shepard. Foto: Maria Liebig.

 

 

Premierenchronik

USA UA 16. November 1981 Alvin Theatre, New York
GB EA 28. März 1983 Guildhall School of Music and Drama, London
D EA ?.?.1987 ?, Berlin
D Dsp. EA* 26. Juni 2003 Tor 2 - Ruhrtalstraße, Essen
D Dsp. EA 24. Mai 2025 Theater, Regensburg

 

Anmerkung: * Die Deutschsprachige Erstaufführung war eine Abschlussproduktion des Studiengangs Musical der Folkwang Hochschule in Kooperation mit dem Musicalensemble e.V..

Die Deutsche Erstaufführung war ein Aufführung des Youth Action Theatre, Hampton, anlässlich der Britischen Musischen Wochen in Berlin. Die Premiere in Hampton (GB) fand am 12. September 1987 statt.

Die erste britische professionelle Aufführung fand am 4. April 1983 im Arts Theatre, Cambridge, statt.

Die Regensburger Dsp. EA war die erste professionelle Theaterinszenierung der neuen deutschen Übersetzung (2024).

 

 

Merrily 2

Friederike Bauer als Mary Flynn. Foto: Maria Liebig

 

 

Inhaltsangabe


"Franklin Shepard, ein erfolgreicher Songwriter und Filmproduzent in den Vierzigern, lässt sein Leben Revue passieren, sowohl beruflich als auch privat, insbesondere die Beziehungen zu seinen besten Freunden Mary Flynn und Charley Kringas (seinem Songwriter-Kollegen) und seinen beiden Ehefrauen Beth und Gussie. Wir erleben Franklins beruflichen Aufstieg, doch der Blick hinter die glitzernde Show-Fassade zeigt seinen persönlichen und privaten Abstieg. Die Geschichte wird in umgekehrter Chronologie erzählt. Sie beginnt 1976, dem Tiefpunkt der Freundschaft und endet 1957, dem Jahr ihrer besten Jugend."

Inhaltsangabe aus dem Programmheft der Dsp. EA, Regensburg 2025.

 

 

Merrily 3

Ensemble in "Merrily We Roll Along". Foto: Maria Liebig.

 

 

Kritiken

 
"Sebastian Ritschel und seine Ausstatterin Barbara Blaschke hatten reichlich Discokugeln in die Bühne gehängt und ließen die Mitwirkenden durchgängig im flirrenden Pailletten-Outfit auftreten. Das erinnerte an sehr an die glanzvollste Ära des Deutschen Fernsehballetts zu Zeiten des Schwarz-Weiß-Fernsehens, und weil Andreas Bieber in der Titelrolle mit seiner blonden Mähne doch sehr an Dieter Bohlen erinnerte, war der Retro-Look perfekt. Gesungen und getanzt wurde hoch motiviert, auch von Fabiana Locke als Musical-Diva und Felix Rabas als eifrigem Textdichter, und doch wurde einmal mehr deutlich: Sondheim ist anstrengendes Kopfkino. Er will verstanden, nicht nachempfunden oder gar nachgefühlt werden. Leider fehlte ihm das Talent eines Kurt Weill, der die seichte Unterhaltung ja auch verabscheute, dem Publikum aber ausreichend Zugeständnisse machte, um populär zu werden.

Dirigent Andreas Kowalewitz gab sein Bestes, den knapp dreistündigen Abend immer wieder mit sattem Bigband-Sound aufzupeppen. Die Instrumentation funktioniert bei Sondheim, keine Frage, was fehlt, sind tanzbare Melodien. Deshalb werden seine Werke ein Fall für eine vergleichsweise kleine, anspruchsvolle Fangemeinde bleiben. Erfolg, wie eingangs erwähnt, ist auch gar nicht so toll – wenn man ihn konsequent zu Ende denkt. Und darin war der im November 2021 verstorbene Sondheim unerreichter Meister."

Peter Jungblut: Wenn's glitzert, wird's gefährlich. In: allegro (BR-Klassik), 26. Mai 2025.

"Intendant Sebastian Ritschel inszeniert am Theater Regensburg Stephen Sondheims Musical 'Merrily we roll along' über die Freiheit der Kunst und ihre kapitalistischen Grenzen. Gegenwärtig aktueller denn je, beeindruckt neben dem schillernden Bühnenbild vor allem Sondheims energiegeladene Musik, die Andreas Kowalewitz gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester gebührend in Szene setzt.

Gerade tobt in den USA eine offene Feldschlacht um die Zukunft überlieferter Werte. Dabei ist die Freiheit von Bildung und Kultur einer der wichtigsten Nebenschauplätze. Weil das so ist, bekommt das Finale in Stephen Sondheims Musical 'Merrily we roll along' über Freundschaft und Künstlertum eine geradezu widerständige Note. Hier treten drei junge Menschen an zum Streit um die Zukunft: 'Wir greifen an!' versprechen sie. Wen?

[...] Die Geschichte ist in jeder Hinsicht besonders, für ein Musical sogar extrem komplex und pointiert. Sondheim hat sie veredelt mit Musik zum Staunen. Dass das Philharmonische Orchester sie in der aktuellen Inszenierung von Sebastian Ritschel in der Schmuck-Schatulle des historischen Regensburger Theaters so spielt, wie sie sie spielt, ist schlicht sensationell. Denn wer da entspannte Gemütlichkeit erwartet (handelsüblich in den meistgespielten Schlachtrössern des unterschätzten Genres), wird hier vom ersten Ton an enttäuscht. In der Orchestrierung von Jonathan Tunick und unter der Leitung von Andreas Kowalewitz nimmt die Musik mit diesem Orchester Fahrt auf wie eine leibhaftige Jazz-Bigband. Die Ouvertüre klingt gar, als wäre sie für eins der Orchester des legendären Stan Kenton arrangiert, der ja immerhin auch Richard Wagner für jazztauglich hielt.

Die Inszenierung des Regensburger Intendanten Ritschel folgt der hitzigen Grund-Energie dieser überwältigend einfallsreichen Musik. Fast immer bleibt das Ensemble-Dutzend präsent auf der Bühne neben den Protagonistinnen und Protagonisten. Kaum merklich dreht die Bühne das Personal herein und hinaus. Wenn es mal privat und sehr persönlich werden soll, stemmt sich aus dem Keller im Bühnenbild von Barbara B. Blaschke und Ritschel selbst ein chic-leeres Breitwand-Zimmer herauf; einziges Möbel: Franks Flügel. Hinter dem Spielraum leuchtet oft eine Wand aus ungezählten Glühbirnen, ein senkrechter Himmel sozusagen. Einmal suchen die drei jungen Kunst-Verschwörer, die die Welt verändern wollen, den Himmel tatsächlich auch nach Wünsche erfüllenden Sternschnuppen ab. So viel Zukunft wie hier ist selten, nur löst sie sich nicht ein. Immer wieder schweben schwarz-glänzende Luftballons über der Szene: als finstres Party-Requisit."

Michael Laages: Nichts zum Summen und Bügeln.  Stephen Sondheim: Merrily We Roll Along. In: Die Deutsche Bühne, 25. Mai 2026.                                    

 

"Die Themen sind zeitlos, die Dramen schleichen sich ganz allmählich ein und vergiften das Leben der Hauptfigur Franklin Shepard und seiner Umgebung. Es geht um Liebe und Freundschaft, Erfolg, Betrug und Enttäuschungen. Am Regensburger Theater inszeniert Intendant Sebastian Ritschel das Musical 'Merrily We Roll Along' von Stephen Sondheim als schnelle, schillernde Revue, bei der die Zeit scheinbar selbstverständlich rückwärts läuft.

Gelegentlich gleitet die Musik in jazzige Rhythmen ab, unterbrochen von leisen Soloparts. Die raschen Wechsel in Melodie und Szenen lassen die Zuschauer fast atemlos zurück. Andreas Kowalewitz dirigierte das philharmonische Orchester Regensburg akribisch und temporeich. Gleichzeitig scheint der schleichend falsche Weg der Hauptfigur so vorgezeichnet wie im antiken Drama. Lässig unbedacht torkelt Franklin von Traum einer großen Zukunft in der Schulzeit in ein trübes und verlogenes Leben als Erwachsener. Andreas Bieber beeindruckt in der Hauptrolle sowohl als mittelalter und erfolgsverwöhnter Filmproduzent wie auch als Jugendlicher voller Pläne.

[...] Nun fand im Mai 2025 die deutschsprachige Erstaufführung in der Übersetzung von Sabine Ruflair und Jana Mischke am Theater Regensburg statt. Intendant Sebastian Ritschel bringt mit Dramaturg Ronny Scholz eine unterhaltsame Mahnung auf die Bühne. Dort verweisen die eingeblendeten Jahreszahlen auf den rückwärts erzählten Lebensweg der Hauptfigur. Die Sänger beeindrucken mit Stimme und Schauspiel. Mühelos bewältigten sie die Alterstransformation, blieben glaubwürdig bis in ihre verzweifelten Emotionen. Sebastian Ritschel setzte auf Pailletten-Anzüge und Discokugeln und vermittelt so das Flair vergangener Partynächte. Auf weitere Möbel und Ausstattung auf der Bühne wird ganz verzichtet.

Vom Premieren-Publikum gab es am Ende begeisterten Applaus. Das Wagnis, unbekannte Stücke zu präsentieren, gelingt Ritschel und seinem Team damit erneut perfekt."

Claudia Erdenreich: Merrily We Roll Along. Wenn das Leben rückwärts rollt. In: musical today, 25. Mai 2025.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Merrily We Roll Along". Original Broadway Cast, 1981. Masterworks Broadway 82876 68637-2. (1xCD).
  • "Merrily We Roll Along". Original Leicester Cast, 1993. Jay Records 1245. (2xCD).
  • "Merrily We Roll Along". Off-Broadway Cast, 1994. Varese Sarabande 5548. (1xCD).
  • "Merrily We Roll Along". Original Concert Cast, 2012. PS Classics 1208. (2xCD).
  • "Merrily We Roll Along". Original Broadway Cast, 2023. Masterworks Broadway. (1xCD).

 

Literatur

  • "The Collected Lyrics of Stephen Sondheim: A Box Set: Finishing the Hat & Look, I Made a Hat". Knopf; 34744th Edition, 2011.

 

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Merrily We Roll Along [Regensburg]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 24. Juni 2025.