Der Schlafwagenkontrolleur
Schwank mit Musik, Gesang und Tanz
Musik von Roland Sonder-Mahnken
Text von Philipp von Zeska
nach Alexandre Bissons "Le controlleur des wagon-lits"
Inszenierung
Uraufführung: 1. Dezember 1971
Kammerspiele, Hamburg, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Roland Sonder-Mahnken
- Regie: Wolfgang Liebeneiner
- Bühnenbild: Fritz Brauer
- Choreographie: Margot Höpfner-Westphal
- Kostüme: Leni Graeff
Besetzung:
- Lucienne: Brigitte Neumeister
- Aurora, ihre Mutter: Erica Schramm
- Montpépin, ihr Vater: Otto Kuhlmann
- Georges, ihr Gatte: Jörg von Liebenfels
- Godefroid: Robert Rober
- Raoul de Saint Médard: Raymond Joob
- Angèle: Christiane Jannessen
- Rosine: Marion Marlon
- Eugenie, ihre Mutter: Ursula Graeff
- Gustave Charbonneau, ihr Vater: Edgar Maschmann
- La Bordave: Walter Grüters
- Marianne: Tamara Braun
- Viviane: Jutta Nemecek
- Yvette: Eva Gelb
- Solange: Sandra Lutter
Premierenchronik
D | UA | 1. Dezember 1971 | Kammerspiele, Hamburg |
Inhaltsangabe
"Wenn einer eine böse Schwiegermutter hat, geht er nur allzu gern auf Reisen. Vier Tage in der Woche dampft Georges Godefroid, ein schlichtweg arbeitsunwilliger Besitzbürger aus dem Paris der Jahrhundertwende, angeblich als 'Schlafwagenkontrolleur' durch Frankreich. In Wahrheit führt er einige Bahnstationen entfernt ein müßiges Leben bei der liebenswürdigen Familie Charbonneau als munterer Junggeselle und Bewerber um die Hand der süßen Rosine. Doch nächtliche Visionen schüren das Mißtrauen der Schwiegermama Aurora Montpepin und rufen den Namensvetter Alfred Godefroid, dessen Beruf und Dienststunden Georges sich angeeignet hat, auf den Plan.
Mit dem Auftauchen des echten Kontrolleurs beginnt eine Kette nervenaufreibender Pannen für den falschen. Alfred rückt der betrogenen Gattin Lucienne reichlich unverschämt auf den schmucken Leib, durchkreuzt Georges' kunstvoll vorbereitete Befreiungsversuche vom Ehejoch und sticht ihn am Ende bei Rosine aus. Eine turbulente Tafelrunde - angestiftet von Alfred wechseln die heimlich nachgereisten Montpepins ständig die Plätze mit den drei Charbonneaus - bringt Georges fast um den Verstand. Reumütig kehrt er schließlich von seinen Seitensprüngen mit der Eisenbahn in die offenen Armen der verzeihenden Lucienne zurück."
Hans Berndt: Seitensprünge mit der Eisenbahn. Uraufführung einer deutschen Musical-Fassung des "Schlafwagenkontrolleurs" in Hamburg. In: [Medium und Datum unbekannt].
Kritiken
"... der Rest ist Verwechslung, Situationsausschlachtung, Klamaukkomik. Und das ist auch ganz lustig, wenn es ganz schnell gespielt wird, so daß man gar keine Zeit hat, zu merken, daß das Ganze eigentlich ziemlich blöd ist.
Leider durfte in den Kammerspielen nicht schnell gespielt werden, denn man ließ es bei dem Text des Herrn Bisson nicht bewenden, sondern bat Philipp von Zeska (Text) und Roland Sonder-Mahnken (Musik) das Ganze zu einem Musical aufzubereiten. Und das heißt, wenn eine Situation ihren Spannungsbogen schon kräftig überschritten hat, stellt sich einer hin und singt 'Im Sleeping-Car träumt sich's so wunderbar', oder 'Wann bist du die Meine, du süße Kleine!' Nun, es ist wohl nicht ganz fair, solche Texte wiederzugeben. [...] Vier niedliche Mädchen hüpfen niedlich über das enge Bühnchen, und die Protagonisten schwingen die Beine und werfen die Armen und die Blicke ... Sie machen das mit viel Verve und richtig einsatzfroh..."
Mechthild Lange: Wer das alles spaßig findet..."Der Schlafwagenkontrollleur". In: Die Welt, 3. Dezember 1971.
"Ein entzücktes Premieren-Publikum klatschte sich in den Hamburger Kammerspielen nach dem 'Schlafwagenkontrolleur' die Hände wund... Es war eine Uraufführung, eine sehr freie Bearbeitung des schon fast 75 Jahre alten Theaterstücks von Alexandre Bisson: Der Burgschauspieler Philipp von Zeska hat einen 'Schwank mit Musik, Gesang und Tanz' daraus gemacht, ein Musical also, zu dem Roland Sonder-Mahnken sich sehr hübsche und zündende Melodien einfallen ließ. [...] Dann geht es Schlag auf Schlag weiter - Wolfgang Liebeneiner macht mit immer neuen Gags jede Minute amüsant interessant."
Walter Schröder: Ein falscher Kontrolleur geht um. Musical-Premiere in den Kammerspielen. In: Bild, 3. Dezember 1971.
"Durch die schmissige Musik Sonder-Mahnkens, in der mindesten drei, wenn nicht vier Hits stecken, durch Gesang und Tanz in der spritzigen Choreographie Margot Höpfner-Westphals wurde es ein Musical.
Nichts von billigem Striptease. Dabei knisterte es nur so von Erotik, was hauptsächlich den tanzenden Damen mit geschlitztem Rock Tamara Braun, Jutta Nemecek, Eva Gelb und Sandra Lutter zu danken ist."
Will Hofmann: Kurvenreiche Handlung. Premiere in den Kammerspielen. In: Hamburger Anzeiger und Nachrichten, 2. Dezember 1971.
Kommentar
Im Programmheft zur Uraufführung wird "Der Schlafwagenkontrolleur" als "Schwank mit Musik, Gesang und Tanz *) " betitelt, welches am Ende des Besetzungszettel mit " *) Heute nennt man das MUSICAL", näher beschrieben wird.
Empfohlene Zitierweise
"Der Schlafwagenkontrolleur". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 19. April 2025.