Starmania
Rockoper
Musik von Michel Berger
Text von Luc Plamondon
Deutsche Übersetzung von Jürgen Schwalbe und Gerulf Pannach
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 14. Februar 1992
Aalto Theater, Essen, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Achim Gieseler
- Regie: Jürgen Schwalbe
- Choreographie: Jürgen Schwalbe und Seba Pedück
- Ausstattung: Robert Ebeling
- Sound Design / tontechnische Einrichtung: Uwe Fedder
Besetzung:
- Cristal: Annika Bruns
- Roger-Roger: Carlo Lauber
- Johnny Rockfort: Paul Kribbe
- Sadia: Gundula (d.i. Gundula Ulbrich)
- Marie-Jeanne: Andrea Weiss
- Ziggy: Uwe Kröger
- Zéro Janvier: Erwin Bruhn
- Stella Spotlight: Oona (d.i. Pamela Falcon)
- Die Blackstars: Marion Hägele / Oliver Betke / Heaven / Réne-Pierre Chiata / Thomas Rascher
- Hochzeitsgäste / Bodyguards / Kamerateam / Reporter: Beate Fröchte / Claudia Jauß / Jörg Kleine-Dahlhaus / Björn Seiler / Alexander-Bogdan Thompson und Ensemble
Premierenchronik
F | UA | 10. April 1979 | Palais des Congrès, Paris |
CAN | EA | 15. September 1980 | Comédie national de Montréal, Montréal |
F | UA-Neuf. | 15. September 1988 | Théâtre de Paris, Paris |
D | Dspr. EA | 14. Februar 1992 | Aalto Theater, Essen |
Anmerkung: "Starmania" war eine Koproduktion des Essener Musiktheaters und des Jungen Theaters Casa Nova.
Inhaltsangabe
"Monopolis, die Hauptstadt von Okzident, erinnert gleichermaßen an Fritz Langs 'Metropolis' wie an Orwells '1984'. Der größte Teil der Menschen lebt und arbeitet bei künstlichem Licht und Aircondition in unterirdischen Quartieren, wo es weder Tag noch Nacht, weder Sommer noch Winter mehr gibt. Roger-Roger, Sprecher des Senders Tele-Okzidental, präsentiert die neuesten Nachrichten aus der Metropole. Es ist etwas los in Monopolis. Die Bevölkerung wird von gewaltsamen Aktionen der Blackstars in Atem gehalten, einer rebellischen Gang um den jungen Johnny Rockfort. Treffpunkt der Blackstars ist das Underground-Café. Dort arbeitet die Automatenbedienung Marie-Jeanne, die das Geschehen um sie herum mit Anteilnahem und Besorgnis zugleich beobachtet und kommentiert.
Den Gegenpol zu dieser lichtlosen Welt bildet der milliardenschwere Baulöwe Zéro Janvier, der sein mächtiges Wirtschaftsimperium vom obersten Stockwerk des 'Goldenen Turms' aus regiert. Doch Zéro will mehr: Als Chef der Fortschrittpartei PPPP kandidiert er für das Amt des Präsidenten von Okzident. Zéro setzt sich ein für eine Rückkehr von Ruhe und Ordnung, er propagiert den Atomstaat und verspricht 'Zukunft pur'. Die studentische Agitatorin Sadia mißbraucht die Blackstars für ihre Ziele - ihr erklärter Gegner heißt fortan Zéro Janvier.
'Starmania', das ist der Titel einer populären TV-Show, einer raffinierten Mischung aus Talk und Game, Glücksspiel und Talentwettbewerb. der junge, flippige Ziggy, Marie-Jeannes große Liebe, träumt von einer Karriere als Schlagzeuger und will sich deshalb bei Cristal, der Lieblingsmoderatorin von 'Starmania' bewerben. Aber Sadia hat einen anderen Plan: Nicht er, sondern Johnny soll den publicity-trächtigen Auftritt bekommen, und so arrangiert sie ein heimliches Exklusiv-Interview im Underground-Café.
Die Begegnung zwischen Cristal und Johnny wirft beide aus der Bahn. Cristal entschließt sich, bei Johnny zu bleiben und mit ihm unterzutauchen.
Als Filmdiva ist Stella Spotlight das letzte große Sexsymbol. Nun will sie abtreten, bevor man sie fallen läßt, Abschied nehmen von Straß und Streß. Da erhält sie plötzlich die Chance einer allerletzten großartigen Hauptrolle - als First Lady an der Seite von Zéro Janvier.
Inzwischen hat Sadia ihre Führungsposition an die Liebe zwischen Johnny und Cristal abtreten müssen. Während Johnny bewußt wird, daß er ins Abseits driftet, und in der Liebe eine Alternative erfährt, gibt es für Cristal kein Zurück. Gemeinsam planen sie den letzten Coup.
Sadia erweist sich als Kollaborateurin. Sie vermittelt nicht nur Ziggy einen Job als Discjockey in Zéros Mega-Disco 'Okzident', sondern verrät Zéro auch, daß Johnny und Cristal ein Attentat auf ihn geplant haben - genau an dem Abend, an der im 'Okzident' seine Hochzeit mit Stella feiern will.
Bei der Verfolgung der Blackstars wird Cristal erschossen und stirbt in Johnnys Armen - bald darauf verkündet man den Wahlsieg Zéro Janviers. Angewidert von der Macht wendet sich Stella erneut ihrem Unsterblichkeitstraum zu. Marie-Jeanne bleibt allein auf der Suche nach dem Sonnenlicht, dem Hoffnungszeichen einer besseren Welt."
Inhaltsangabe aus dem Programmheft zur deutschsprachigen Erstaufführung, Essen 1992.
Kritiken
"Jürgen Schwalbe hatte versprochen: 'Starmania' solle ein Stück neue deutsche Oper mit schwierigen Gesangspartien werden, vorgetragen von Stimm-Persönlichkeiten. [...] Das Publikum am Premieren-Abend war zwiegespalten: 'Hier sind ja lauter Grufties', tönten in der Aufführungspause einige jugendliche Zuschauer. 'Die Musik ist schrecklich schrill, der Text unmöglich', nörgelten erfahrene Opernfans, die an diesem Abend allerdings viele der unsäglichen Texte großer Opern nicht mehr im Ohr hatten.
Die Musik von 'Starmania' kommt sehr laut über die Rampe. Achim Gieseler, der musikalische Leiter und Bandleader, hat Bergers Ideen raffiniert umgesetzt. Da ist man bereit, Lautstärke zu schlucken, schert sich den Teufel darum, ob das Werk tatsächlich den Namen 'Rockoper' verdient und nicht lieber 'Pop-Oper' heißen müßte.
Kein Leichtes, dieses Werk mit relativ wenigen Darstellern auf die große Bühne des Essener Opernhauses zu bringen [...] Da spürt man den Drang des Regisseurs, die große Bühne durch mächtige Bauteile kleinzukriegen. Da hat es offensichtlich an Zeit oder choreographischen Einfällen (Schwalbe/Pedük) gefehlt, um die spürbare Steifheit und Statik aus den Szenen zu bekommen - jede Diva wird heute agiler und munterer durch noch so finstere Opern-Welten geführt als diese jungen und quicklebendigen 'Starmania'-Darsteller."
Ludwig Wintzenburg: So rock es in Monopolis. "Starmania" in Essen. In: NRZ, Neue Ruhr Zeitung, 17. Februar 1992.
"Am Anfang war die Irritation. Niemand kannte die als sensationell angekündigte Rock-Oper 'Starmania', die Jürgen Schwalbe am Aalto-Theater als deutsche Erstaufführung einrichten wollte. Daß die Pariser Uraufführung 13 Jahre zurücklag, verstärkte die Unsicherheit. War es möglich, daß die gesamte deutsche Musiktheater-Dramaturgie über ein Jahrzehnt lang in kollektiven Büroschlaf gefallen war - einschließlich des Essener Intendanten Manfred Schnabel, der sich in seiner Hagener Zeit so sehr um neue Musical-Farben bemüht hatte? Die Premiere befreite unsere Dramaturgen von jedem Verdacht.
Der mit kräftigen Buh-Rufen durchtränkte Premierenbeifall galt allein dem durchweg musical-bewährten Ensemble, das dank hervorragender stimmlicher Qualitäten rettete, was zu retten war. [...] Das liegt zum einen an der Rock-Oper, die Michel Berger und Luc Plamondon aus allem zusammengepuzzelt haben, was Ende der 70er gerade en vogue war. [...] All das passt zu einer erschreckend braven Musik, die kaum das Fahrwasser von Jean-Michel Jarres Synthesizer-Pop verläßt und die, in Essen von einer fünfköpfigen Band, ohrenfreundlich gespielt, über weite Strecken fast WDR 4-tauglich ist.
In Robert Ebelings Spar-Ausstattung läßt Jürgen Schwalbe sein Ensemble mit Handmikros agieren. Das hemmt die Aktionsfreiheit und verleiht dem Geschehen den Charme einer TV-Schlagerparade."
Wolfgang Platzeck: Der Rock aus Opas Zeiten. "Starmania" in Essens Aalto-Theater. In: WAZ, Westfälische Allgemeine Zeitung, 17. Februar 1992.
"Aber wichtiger als eine tiefgründige und unerhörte Handlung ist bei einer Rock-Oper die musikalische Umsetzung. Die Kompositionen sind vielfältig: getragen, rasant oder steril, von melancholischen Balladen bis zum fetzigen Pop und Rock. Jürgen Schwalbe (Inszenierung) und Achim Gieseler (musikalische Leitung) leisteten ganze Arbeit: Gute Akustik und Abmischung, kein Bruch zwischen eingespieltem Drum-Computer und Life-Schlagzeug, nur eine Mikrophonrückkoppelung. Auch die Lautstärke war richtig gewählt, Rock braucht gewisse Dezibel."
Stefanie Windhausen: Lebensart in einer Stadt ohne Sonnenlicht. Rockoper "Starmania" erlebte in Essen deutsche Erstaufführung. In: WR, Westfälische Rundschau, 17. Februar 1992.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Starmania". Concept Album, 1978. Warner Music France 650284. (1xCD).
- "Starmania". Original French Cast, 1979. Warner Music France 650287. (1xCD).
- "Starmania". Made in Qubec, 1980. Beaubec BB-106. (2xLP).
- "Starmania". Paris Cast, 1988. Warner Music France 653398. (1xCD).
- "Tycoon". London Studio Cast, 1990. Tristar Music 471923. (1xCD).
DVD / Video
- "Starmania". French Cast live, 1989. Warner Vision France. (1xDVD).
Kommentar
Tim Rice übersetzte die französischen Texte für eine geplante Inszenierung im Londoner West End unter dem Titel "Tycoon". Veröffentlicht wurde jedoch nur eine Studio-Cast-CD.
Empfohlene Zitierweise
"Starmania". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 20. April 2025.