W. Voigt-Life-Show
Musical
Musik von Matthias Thurow
Text von Holger Scharnberg nach Carl Zuckmayers Bühnenstück "Der Hauptmann von Köpenick"
Inszenierung
Uraufführung: 4. März 1986
Cinema (Programmkino), Wuppertal, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Matthias Thurow
- Regie: Holger Scharnberg
- Bühne: Heinz Czyganowski
- Kostüme: Helen Fabritius
Besetzung z.T. ohne Rollenbezeichnung):
- Wilhelm Voigt, Hans Richter
- Ferdinand Grözinger
- Gregor Höppner
- Stephan Hoffmann
- Sabine Schwanz
- Antje Birnbaum
Premierenchronik
D | UA | 4. März 1986 | Cinema (Programmkino), Wuppertal-Barmen |
Anmerkung: Das Programmkino war ein alternativer Spielort des Schauspiels Wuppertal.
Inhaltsangabe
"[...] nahmen sich der Biographie des Wilhelm Voigts an, der 35 Jahre seines Lebens in Gefängnissen verbrachte und als 'Hauptmann von Köpenick' schließlich weltberühmt wurde. Die Köpenick-Episode, die Carl Zuckmayer benutzte, um in seinem bekannten Bühnenstück Hiebe auszuteilen gegen den preußischen Obrigkeitsstaat (und seine Nachfolger) und gegen den Uniform-Fetischismus als eine Erscheinungsform des Militarismus, interessiert dabei weniger. Mehr schon, daß Voigt als Krimineller eigentlich ein ganz kleiner Fisch ist und seine entsprechende 'Laufbahn' sich aus den autoritären Strukturen seiner Umwelt ergib, die er anfangs völlig akzeptiert und in einer 'Sternstunde' für sich zu nutzen versteht - um an einen Paß zu kommen."
Frank Scurla: Aus dem Knast in die Show. Uraufführung eines Stücks über den Haupmann von Köpenick. In: Wuppertaler Zeitung, 6. März 1986, Feuilleton.
Kritiken
"Das Wuppertaler Team nimmt den 'Helden' und Unglücksraben Voigt unter die Lupe, der aus purer Verzweiflung, um nach einem seiner zahlreichen Knastaufenthalte endlich zu einem Paß und damit zum Nachweis seiner Existenz zu gelangen, in einer beim Trödler geliehene Hauptmannsuniform das Rathaus von Köpenick stürmt. [...] Hans Richter, der den später allerorts gefeierten Köpenick-Helden spielt, ist ein mickriges Männchen mit der melancholischen-verschmitzten Visage des Schelmen, der es faustdick hinter den Ohren hat. Seine Leiden und seine Freuden vertraut er dem Mikrophon an, als wäre es das Gewissen der Welt, das Mitleid haben sollte mit den armen Schweinen, die aus dem Unglück kommen.
Mit viel Geschick und einem kräftigen Schuß Tingel-Kitsch hat Holger Scharnberg die flotten Auftritte der fünf Kumpels arrangiert, die in wechselnden Rollen das 'soziale Umfeld' der Köpenick-Saga auf der kleinen Behelfsbühne einfallsreich und spritzig beleben."
Ingeborg Schader: Zuckmayers Erfolgsdrama "Hauptmann von Köpenick" als Musical sehr erfolgreich. In: Westfälische Rundschau, 6. März 1986.
"Die Autoren gehen dabei von der Tatsache aus, daß Wilhelm Voigt nach Verbüßung einer zweijährigen Haftstrafe für die Köpenickiade auf die Idee kam, sein Leben bis zur Köpenickiade einem breiten Publikum mitzuteilen. [...] Die 'Gastspielreise' führte sogar 1910 bis New York, und dies ohne Aufenthaltserlaubnis, weil Voigt über Kanada einreiste. In Uniform betrat er dort das 'Café Bismarck', wo die Kapelle ihm zu Ehren 'Die Wacht am Rhein' intonierte und ein deutscher Gesangsverein in den Clubräumen ihm ein Ständchen brachte.
[...] Die 'W. Voigt-Life-Show' lebt von der theatralischen Behauptung, daß Voigt nicht alleine auf Tournee ging, sondern dazu eine Wanderheater-Truppe aus ehemaligen Mithäftlingen gründete."
Sc.: Hauptmann von Köpenick als Rentner auf Tournee. Heute Uraufführung der "W. Voigt-Life-Show" im Barmer Cinema. In: Wuppertaler Nachrichten, 4. März 1986.
"Die Musik von Matthias Thurow mag eingefleischten Rockfans als zu zahm, anderen schon als zu laut (die Anlage war wohl übersteuert) vorkommen, doch hat etwa ein Tätowierungs-Song durchaus Ohrwurm-Qualitäten.
Die Uraufführung im Programmkino wurde mit starkem Beifall bedacht, von einem Publikum, daß man im Eberfelder Schauspielhaus recht selten antrifft, Und damit wäre das Unternehmen wohl als gelungen zu bezeichnen."
Frank Scurla: Aus dem Knast in die Show. Uraufführung eines Stücks über den Haupmann von Köpenick. In: Wuppertaler Zeitung, 6. März 1986, Feuilleton.
Medien / Publikationen
Literatur
- Wolfgang Dahms: Der Hauptmann von Köpenick: Ein Lesebuch über das "janze" Leben des Friedrich Wilhelm Voigt -die etwas andere Biographie. Buchkontor Teltow, 2016.
Empfohlene Zitierweise
"W. Voigt-Life-Show". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 17. April 2025.